>

Windrad


In den ersten Jahren nach der Gründung gab es in Friedensau keinen Strom, mit Ausnahme der Nährmittelfabrik, deren Maschinen teilweise über eine Transmission von einem Generator angetrieben wurden. In gleicher Weise erhielt das Sanatorium für die Lichttherapien eine eigene kleine Stromversorgung. Für die Ortsbeleuchtung wurde 1909 ein Gasometer errichtet. Schon bald genügte das aber für den ständig wachsenden Ort nicht mehr. Deshalb entschloss man sich 1910 zur Errichtung eines Windrades, mit dem die Pumpe für die Abwasseranlage angetrieben wurde. Da Friedensau in einer Senke liegt, wurde es notwendig, das Windrad mehr als 30 m hoch zu bauen, um möglichst lange günstigen Wind nutzen zu können.

Das Windrad stand zentral zwischen den beiden Schulgebäuden (Otto-Lüpke-Haus und Wilhelm-Michael-Haus) und diente gleichzeitig Fotografen für Panoramaaufnahmen des Ortes.

Im März 1915 wurde die Gasbeleuchtung abgeschaltet. Stattdessen lieferte ein Dampfmobil Strom (110-Volt Gleichstrom) für den gesamten Ort, anfänglich nur für die Beleuchtung. 1923 ersetzte man das alte Mühlrad im Mühlengebäudes durch eine Turbine. Doch die Leistung der Turbine konnte die Bedürfnisse des gesamten Ortes nicht abdecken. Erst als 1940 Friedensau an das 220-Volt-Überleitungsnetzt angeschlossen wurde, war die Nutzung des Windrades nicht mehr notwendig. Bedingt durch die Kriegsjahre erfolgte der Rückbau des Windrades erst im Oktober 1953 (Text: Dr. Johannes Hartlapp).